Auch in diesem Jahr bot die Rudergruppe des Hamburger Gehörlosen Sportvereins wieder einen Anfängerkurs an. An 13 Abenden, einem Samstagnachmittag und einem sehr frühen Samstagmorgen traf sich unsere gemischte Gruppe von 14 Ruderinteressierten mit Trainer Niels de Groot und seinen Assistenten auf der Alster.
Die Rudergruppe des HGSV trainiert normalerweise bei „ Der Hamburger und Germania Ruderclub“. Da dessen Clubhaus am Alsterufer derzeit neu erbaut wird, durften wir in anderen Clubs rudern. Mittwochs waren wir bei „RC Dresdenia” am Kämmererufer, freitags bei „RC Hansa” an der Fährhausstraße und samstags bei „RC Allemannia” an der Alster.
Ausgeschrieben hatte der HGSV einen inklusiven Ruderkurs. So war die Gruppe der Interessierten sehr heterogen. Es waren sowohl schwerhörige, spätertaubte, gehörlose und auch hörende Teilnehmer mit Gebärdensprachkenntnissen darunter. Da zu einem inklusiven Kurs gehört, alle Kommunikationsbedürfnisse zu beachten und ihnen gerecht zu werden, wurden die Trainer von Gebärdensprachdolmetscherinnen unterstützt. Jeder bemühte sich aber auch um den anderen. Rücksichtnahme und respektvoller Umgang wurden in diesem Projekt wirklich gelebt.
Zu Beginn der ersten Kurseinheit erklärte der Trainer die Grundlagen des Ruderns. Nachdem wir gelernt hatten, die Boote startklar zu machen, konnte es auch losgehen. Rudern ist gar nicht so einfach, wie es aussieht! So vieles muss man bei der Körperhaltung beachten – Beine, Rücken, Schultern und vor allem die Position und Bewegung von Armen und Händen. Während wir zumeist in 4er Booten mit Steuermann auf dem Wasser waren, fuhren die Trainer mit den Gebärdensprachdolmetscherinnen auf Motorbooten neben uns her, achteten auf unsere Techniken und gaben Verbesserungshinweise.
Anfangs ruderten wir mit senkrecht gehaltenem Ruderblatt. Erst später lernten wir dann auch das Skullen. Beim Skullen werden die Ruderblätter in senkrechter Haltung ausgeschoben, aus dem Wasser gehoben, dann flach gedreht und geführt, bis sie wieder senkrecht in Wasser gesetzt werden. Als Anfänger ist jeder mit sich und seinem eigenen Üben beschäftigt. Trotzdem muss er im Vierer immer bemüht sein, auf die „Befehle“ des Steuermannes zu achten und im Rhythmus des Schlagmannes zu rudern. Für die Gehörlosen wurden für die Startbefehle Gebärden und Gesten vereinbart. Auf Drei – Ruder bereitstellen, auf zwei – Ruder senkrecht ins Wasser setzen, auf Eins- los!
An den beiden Trainingssamstagen standen uns Einer zur Verfügung. Das Rudern im Einer ist eine besondere Herausforderung. Man macht viel Selbsterfahrung, testet sich aus und spürt, das Boot im Gleichgewicht zu halten. Da man mit dem Rücken zur Fahrtrichtung rudert, braucht man eigentlich einen Blickwinkel von 360°. Das heißt, auch die Übersicht über den Bootsverkehr zu behalten, ist eine Schwierigkeit.
Hamburg von der Wasserseite ist wunderschön. Wir sahen frühmorgens die Sonne über der Stadt aufgehen und wir sahen sie mehrmals als roten Ball untergehen. Aber auch an kälteren Tagen und bei Sommerregen waren wir unterwegs.
Die Stimmung in unserem inklusiven Team war sehr harmonisch. Am Ende des Ruderkurses haben wir gemütlich gegrillt. Das war sehr schön!